Im Land des Lächelns

So klischeehaft der Titel dieses Blogeintrags auch tönen mag, hier in Angthong bewahrheitet sich der Ausdruck “Land des Lächelns” auf jeden Fall. Obwohl die Verhältnisse hier einfach und die Leute ärmer sind, ist alles ein bisschen lockerer, fröhlicher und entspannter. Das zeigt sich vor allem auch in der Schule. Nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Lehrern.

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Ich hatte eigentlich erwartet, dass hier – wie man es zum Beispiel von China weiss – eiserne Disziplin in den Schulen herrscht. Hier in Thailand gehören Schuluniformen und das Singen der Nationalhymne vor Schulanfang zwar zum Alltag, aber sonst ist von strengem Schulalltag nicht viel zu merken. Zwischen Schülern und Lehrern herrscht ein freundschaftliches Verhältnis. Dass einmal ein Lehrer etwas laut wird, kommt so gut wie nie vor. Es wird gemeinsam gelacht,  gespielt und gelernt. Das Lehrerzimmer ist nicht wie in der Schweiz für die Kinder verboten, sondern diese können hereinspazieren wann auch immer sie wollen. Sehr überrascht war ich heute Morgen, als ich ins Lehrerzimmer kam und sah, wie eine zwölfjährige Schülerin ihrem Lehrer die Schultern massierte. Was bei uns wahrscheinlich als “Lehrer nötigt Schülerin” in den Zeitungen erscheinen würde, ist hier völlig normal. Auch der Tagesablauf ist hier nicht so geordnet wie in den Schweizer Schulen. Es gibt zwar einen ungefähren Stundenplan, aber schlussendlich dauert die Lektion so lange, wie sie dauert. Einen Gong gibt es nicht.

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In manchen Zimmern haben die Schüler keine Tische und Bänke.

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Für die Kleinsten gibt es um die Mittagszeit einen Schoppen und ein Mittagsschläfchen.

Unsere eigentliche Aufgabe in der Schule besteht darin, Kindern zwischen etwa vier bis sechzehn Jahren (Kindergarten bis 9. Klasse) irgendwie Englisch beizubringen. In der Schule lernen die Kinder zwar Englisch, aber selbst das Niveau der Englischlehrer ist sehr tief. Oft müssen wir uns mit Händen und Füssen verständigen (der Google Translator tuts aber auch). Wir hatten eigentlich erwartet, dass wir einfache Englischlektionen mit den Schülern durchführen müssen. Teilweise stimmt das auch, aber wenn nicht Englisch im Stundenplan steht sondern Biologie, dann wird auch Biologie unterrichtet – einfach auf Englisch. Wir standen also vor etwa zwölfjährigen Kindern und erzählten ihnen von den Funktionen der menschlichen Lunge, Herz und anderen Organen. Dass Wörter wie “gall bladder” oder “blood flow” bei den Kindern hängen geblieben sind, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall schrieben die meisten fleissig mit. Am besten gefällt es mir, mit den kleineren Kindern Zeit zu verbringen. Sorry, aber die sind einfach uhuere herzig. Und so leicht zu begeistern. Von ein paar kleinen Zaubertricks waren sie genau so fasziniert wie vom “Daumenjudo”, das ich ihnen beibrachte. Ich musste es dann auch etwa zwei Stunden lang mit ihnen spielen.

Neben dem Unterrichten in der Schule bleibt aber auch noch genügend Zeit für Ausflüge. So nahm uns unser Guide Tui am Dienstag Nachmittag nach Wat Muang mit, einer Tempelanlage in der Nähe von Angthong. Die eigentliche Attraktion dort ist die grösste Buddhafigur Thailands: Mit seinen 92 Metern überragt die gesamte umliegende Landschaft und ist schon von weit her zu sehen. Wir waren alle sehr beeindruckt und überwältigt. Die Hingabe der Thai an ihren Gott ist wirklich grenzenlos. Die Häuser in denen sie leben, sind äusserst einfach, die Tempel hingegen prunkvoll bis zum Gehtnichtmehr. Das ist vor allem verwunderlich, wenn man bedenkt, dass praktisch alle Tempel in Thailand(und ausserdem auch der Buddha in Wat Muang) mit Spendengeldern aus der Bevölkerung realisiert werden.

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Von links nach rechts: Ich, Ellis, Elle, Tui (unser Guide), Charlie und Jodie

So, für heute habe ich genug geschrieben. Ich werde mich aber bald wieder melden.

Und jetzt vor allem: Hopp Schwiiz!

Jonas

Thailand einmal anders

Nachdem ich die ersten drei Tage alleine in Bangkok verbracht hatte, begann am Sonntag Morgen mein Volunteering-Projekt “Meaningful Thailand Experience”. Mit mir im Projekt sind vier Engländerinnen namens Ellis, Jodie, Charlie und Elle sowie unser Guide, eine Thai namens Tui. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut, was wohl auch an Tui lag, die immer einen Witz parat hatte und uns immer wieder Geschichten erzählte und uns ins Gespräch verwickelte. Sie ist wohl der Inbegriff der thailändischen Freundlich- und Fröhlichkeit. Tui gab uns am Sonntag noch eine sehr interessante Schnellbleiche von Bangkok. Wir sahen unter anderem Chinatown und den Flower Market, ausserdem machten wir eine Bootstour auf dem Mekong River, der durch Bangkok fliesst. Ich will darüber aber nicht mehr allzu viele Worte verlieren, weil ich ja schon im letzten Blogeintrag über Bangkok geschrieben habe.

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Unser Guide Tui

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Unser Haus in Angthong

Denn am nächsten Tag ging es weiter nach Angthong, wo unser Volunteering Projekt stattfinden sollte. Angthong ist eine Kleinstadt etwa 100 Kilometer nordwestlich von Bangkok, wo die Leute ihr tägliches Brot vor allem durch den Handel mit Reis und Früchten verdienen. Wir wohnen hier alle zusammen im grossen Haus eines älteren Geschwisterpaars (Chai und Surin), die uns sehr freundlich empfingen. Der Unterschied zu Bangkok ist enorm, alles ist viel grüner und offener; es ist eine sehr ländliche Gegend. Vor allem: Wir sind hier draussen weit und breit die einzigen Touristen (was nach vier Tagen in Bangkok schon sehr erholsam ist). Gekocht wird in einer einfachen Küche draussen unter dem Vordach. Chai, unser Host, ist ein hervorragender Koch. Jeden Abend bereitet er drei verschiedene Menüs zu, von denen wir probieren können. Wir waren ausserdem alle sehr überrascht, als wir sahen, dass das Haus mit Fernsehen, Computer, Stereoanlage und W-Lan ausgestattet ist. Eine Klimaanlage gibt es nicht, dafür massenhaft Ventilatoren –  ohne die würde ich es hier bei 31 Grad in der Nacht nicht überleben.

Als nächstes stand ein Besuch der beiden Schulen auf dem Programm. Wie Tui uns mitteilte, sollten wir uns in zwei Gruppen aufteilen, die dann jeweils an einer der beiden Schulen unterrichten. Wir fuhren also zu den Schulen und warfen ein erstes Mal einen Blick in die Klassenzimmer. Beide Schulen sind sehr schön und werden zum Teil auch von buddhistischen Mönchen mitgeleitet. Die neugierigen Kinder begrüssten uns sogleich mit Umarmungen und dem traditionellen “Wai”, bei dem man die Hände zusammenlegt und eine kleine Verbeugung macht. Allgemein sind die Kinder sehr anständig und haben grossen Respekt vor uns “Farang”, wie sie Menschen mit heller Haut nennen. Trotzdem sieht man hier viel mehr lachende Gesichter als in Schweizer Schulen, die Kinder sind viel offener und fröhlicher.

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Jeden Morgen treffen sich alle Schüler auf dem Pausenplatz, um die Nationalhymne zu singen.

In meinem nächsten Bericht werde ich über unseren ersten Unterrichtstag in der Schule, das thailändische Schulsystem und unseren Ausflug zum grössten Buddha Thailands schreiben.

Sawat-dee khrab!

Bangkok never sleeps… (Ich schon)

Nach zwei langen Flügen und wenig Schlaf kam ich also um die Mittagszeit in Bangkok an. Schon auf der Taxifahrt zum Hotel merkte ich, dass in Thailand die Verkehrsregeln wohl eher Richtlinien sind. Autos, Motorräder und Tuk Tuks fahren wild durcheinander, und die Ampeln dienen wohl mehr als Beleuchtung.

Im Hotel legte ich mich erst einmal aufs Ohr (Ich hab sogar ein Doppelbett für mich, juhui!). Am frühen Abend machte ich mich auf, mal einen Teil dieser riesigen Stadt zu erkunden. Ich wohne in einem Viertel namens Rattanakosin. Hier gibt es sehr viele Touristen, und auch ein entsprechendes Angebot an Verkaufsständen, Massagesalons und Restaurants, die von auch lautstark angepriesen werden. Grundsätzlich kann man hier davon ausgehen, dass einem jeder Thai etwas verkaufen will. Trotzdem sind die meisten sehr freundlich und hilfsbereit, zum Beispiel wenn man sie nach dem Weg fragt.

Nachdem ich mich richtig ausgeschlafen hatte, ging ich am nächsten Tag auf Sightseeing-Tour. Hier musste ich eine erste schlechte Erfahrung machen: Ich hatte mit einem Tuk Tuk-Fahrer vereinbart, dass er mich für 20 Baht (etwa 50 Rappen) zu diversen Sehenswürdigkeiten in meinem Viertel fährt. Am Anfang klappte das ganz gut, bis er begann, Umwege zu machen und mich vor Edelboutiquen abzusetzen, in die ich gar nicht gehen wollte. Wie ich dann herausfand, bekommen die Tuk Tuk-Fahrer gratis Benzin, wenn Sie Touristen in die Läden bringen. Ich liess mir das nur einmal gefallen und machte anschliessend auf eigene Faust weiter. Die Tempel sind sehr beeindruckend; alles ist vergoldet und enorm prunkvoll ausgestattet. Was mir sehr gut gefiel war der “Golden Mountain”, eine Art künstlicher Hügel mit einem Tempel obendrauf. Von da aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt.

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Die Aussicht auf Bangkok vom “Golden Mountain”

 

Nach all den Strapazen wurde es Zeit für ein Singha-Bier (übrigens sehr gut). Die Hitze (34 Grad) und vor allem die Feuchtigkeit hatten dafür gesorgt, dass ich innerhalb weniger Stunden geschätzte 5 Liter geschwitzt hatte. Da kam ein kühles Bier gerade Recht. In dem Restaurant lernte ich vier amerikanische Backpacker kennen, mit denen ich den Abend in verschiedenen Bars auf der Kao San Road verbrachte.

Mein bisheriges Fazit von Bangkok: Es ist laut und dreckig, aber auch sehr lebendig und vielfältig. Man muss sich anfangs etwas zurechtfinden, aber bald weiss man ungefähr, wem man trauen kann und wem nicht. Es gefällt mir also ganz gut hier. Am Samstag beginnt dann mein Volunteering-Projekt, und ich bin sehr gespannt, was ich dann erleben werde.

Gruss in die Schweiz,

Jonas

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Goldener Buddha in einem Tempel

Auf geht’s!

Nach langer Zeit des Wartens ist es endlich so weit: Meine Abreise steht kurz bevor.
Innerhalb der nächsten zweieinhalb Monate werde ich die Länder Thailand, Vietnam und Indonesien (Bali) bereisen. Auf dieser Seite werde ich mehr oder weniger regelmässig meine Erlebnisse sowohl schriftlich als auch fotografisch dokumentieren.
Ich freue mich auf viele spannende Erlebnisse, neue Bekanntschaften und unvergessliche Momente.

Viel Spass beim Lesen!