Endlich ein Abschluss… oder ein Neuanfang?

Ziemlich genau fünf Monate ist es her, seit ich von meiner unvergesslichen Reise zurückgekehrt bin. Sehr viel ist seither passiert, vieles hat sich geändert, nur eines nicht: Das Verlangen, wieder auf Reisen zu gehen. Wann das wieder geschehen wird, weiss ich aber noch nicht.

Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich nie mehr etwas geschrieben habe. Ich habs nicht wirklich fertig gebracht, einen guten Abschluss für diesen Blog zu schreiben. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz konnte ich mich nicht dazu aufraffen, die Motivation war weg. Vielleicht aus Enttäuschung, weil im grauen Zürich alles noch gleich war. Vielleicht aus Fernweh. Vielleicht, weil ich wusste, dass die besten zweieinhalb Monate meines Lebens vorüber waren.

Dont cry because it’s over, smile because it happened. That’s what they say. Einfacher gesagt als getan. Irgendwann gewöhnt man sich aber daran. Es hat auch seine Vorteile, wieder zu hause zu sein. Deshalb habe ich mir überlegt, Vor- und Nachteile des Wieder-zu-Hause-Seins aufzulisten.

Vorteile:

+ Die Dusche funktioniert so, wie man es gern hat. Und es gibt immer warmes Wasser.

+ Man muss nicht mehr Wasser im Supermarkt kaufen gehen, man kann direkt vom Hahn trinken.

+ Auf dem WC gibt es wieder Klopapier und nicht nur diese komischen Brausen. (Ich weiss bis heute nicht, wie die genau funktionieren)

+ Mein eigenes Bett. Mein eigenes Zimmer.

+ Das W-Lan funktioniert wieder einwandfrei.

+ Niemand versucht, dich über den Tisch zu ziehen. Ein Artikel kostet so viel, wie er angeschrieben ist.

Nachteile:

– Man kann nicht jeden Tag zwei Mal im Restaurant essen, ohne sich komplett zu ruinieren.

– Das Bier kostet statt 80 Rappen wieder 8 Franken in der Bar.

– Niemand lacht dir einfach mal so ins Gesicht. Wenn man jemanden einfach mal so anspricht, ist man gleich ein Spinner.

– Man hat wieder Aufgaben und Verpflichtungen, die Agenda wird wieder benutzt.

-Man muss sich am Morgen überlegen, ob man einen Regenschirm mitnehmen soll.

– Die Leute wundern sich über dich, wenn du in kurzen Hosen, Tanktop und Flip-Flops rumläufst. (Ist ja auch viel zu kalt hier)

Das sind nur einige von vielen, vielen Vor- und Nachteilen. Welche Seite überwiegt, lässt sich meiner Meinung nach nicht wirklich sagen. Nur zu Hause zu bleiben, ist aber auch langweilig. Mich wird es sicher bald wieder in die weite Welt hinausziehen. Deshalb ist dieser Post auch nicht wirklich ein Abschluss dieses Blogs, sondern eher ein Neuanfang. Die Reise geht weiter, früher oder später. Und dann werdet ihr wieder von mir hören.

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Shaq-Attack im Auslandeinsatz

Und schon ist die erste Woche in Angthong wieder vorbei. Bis jetzt gefällt es mir wirklich gut, Thailand von einer nicht-touristischen Seite zu sehen. Ich habe zwar nicht das Gefühl, dass ich mit meinem Volunteering-Einsatz gross etwas verändern kann, aber es reicht schon, dass wir den Kindern wie auch Lehrern sichtbar Freude bereiten können. Ich denke nicht, dass sich das Englisch der Schüler wahnsinnig verbessern wird, aber der kulturelle Austausch ist für beide Seiten interessant und lehrreich.

Am Freitag fand in der Schule der Sporttag statt. Hier ist das ein grosses Ding. Wir waren schon etwas verwundert, als am Morgen einige der Mädchen aufgetakelt und in festlichen Kleidern erschienen. Denn zu Beginn des Sporttags stand eine grosse Parade der Schüler zum Fussballfeld. Dort fand eine Eröffnungsfeier statt, bei der irgend ein Mann in Uniform vor allen Schülern eine Rede hielt (was für eine Funktion er hat, konnte mir niemand wirklich erklären). Anschliessend wurden eine Art olympische Flamme und Feuerwerk angezündet. Dann konnte es endlich losgehen mit dem Sport. Zu den Disziplinen gehörten Seilziehen, Wettrennen und natürlich auch Fussballspielen. Die Kinder waren den ganzen Tag mehr als motiviert. Die Sporttage bei mir im Gymi waren jeweils ein Trauerspiel sportlicher Motivation.

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Wie die Grossen: “Cheerleader” während der Parade

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Der ominöse Mann in Uniform

Ich konnte es dann nicht lassen, beim Fussballmatch der 7.-9. Klässler mitzuspielen. Wer mein fussballerisches Können einmal mitgekriegt hat, wird überrascht sein, dass ich als einziger Torschütze meines Teams hervorgehen konnte (Muss wohl einen sehr guten Tag erwischt haben). Shaqiri nennt man mich nur, weil ich gleich aussehe, nicht weil ich gleich gut Fussball spielen kann. Trotzdem: Die Hitze machte mich fertig. Am Abend hatte ich dann ziemliche Kopfschmerzen. Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee, bei 36 Grad und prallem Sonnenschein Fussball zu spielen.

Heute Morgen war dann alles andere als Ausschlafen angesagt, um 07 Uhr war Tagwache. Chai und Surin, unsere Hosts, hatten für uns einen Ausflug nach Ayutthaya geplant. Und der folgte einem ziemlich straffen Programm. Kurzzusammenfassung: Ein Mal Affen, ein Mal Elefanten, drei Mal Tempel und zwei Mal Markt. Ich schreibe hier nicht alles nieder, sondern lasse die Bilder sprechen. 🙂

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Mama Monkey und Baby Monkey

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Auf dem Markt

Heute Abend kam dann noch unsere Nachbarin vorbei, eine Masseuse. Für 200 Baht (etwa 5 Franken) knetete sie uns dann je eine Stunde lang durch. Ich hatte fast ein bisschen ein schlechtes Gewissen, ihr nur so wenig Geld zu geben. Morgen Sonntag werden wir wahrscheinlich hier in Angthong bleiben und ein bisschen entspannen. Tut auch mal gut.    IMG_5834

Im Land des Lächelns

So klischeehaft der Titel dieses Blogeintrags auch tönen mag, hier in Angthong bewahrheitet sich der Ausdruck “Land des Lächelns” auf jeden Fall. Obwohl die Verhältnisse hier einfach und die Leute ärmer sind, ist alles ein bisschen lockerer, fröhlicher und entspannter. Das zeigt sich vor allem auch in der Schule. Nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Lehrern.

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Ich hatte eigentlich erwartet, dass hier – wie man es zum Beispiel von China weiss – eiserne Disziplin in den Schulen herrscht. Hier in Thailand gehören Schuluniformen und das Singen der Nationalhymne vor Schulanfang zwar zum Alltag, aber sonst ist von strengem Schulalltag nicht viel zu merken. Zwischen Schülern und Lehrern herrscht ein freundschaftliches Verhältnis. Dass einmal ein Lehrer etwas laut wird, kommt so gut wie nie vor. Es wird gemeinsam gelacht,  gespielt und gelernt. Das Lehrerzimmer ist nicht wie in der Schweiz für die Kinder verboten, sondern diese können hereinspazieren wann auch immer sie wollen. Sehr überrascht war ich heute Morgen, als ich ins Lehrerzimmer kam und sah, wie eine zwölfjährige Schülerin ihrem Lehrer die Schultern massierte. Was bei uns wahrscheinlich als “Lehrer nötigt Schülerin” in den Zeitungen erscheinen würde, ist hier völlig normal. Auch der Tagesablauf ist hier nicht so geordnet wie in den Schweizer Schulen. Es gibt zwar einen ungefähren Stundenplan, aber schlussendlich dauert die Lektion so lange, wie sie dauert. Einen Gong gibt es nicht.

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In manchen Zimmern haben die Schüler keine Tische und Bänke.

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Für die Kleinsten gibt es um die Mittagszeit einen Schoppen und ein Mittagsschläfchen.

Unsere eigentliche Aufgabe in der Schule besteht darin, Kindern zwischen etwa vier bis sechzehn Jahren (Kindergarten bis 9. Klasse) irgendwie Englisch beizubringen. In der Schule lernen die Kinder zwar Englisch, aber selbst das Niveau der Englischlehrer ist sehr tief. Oft müssen wir uns mit Händen und Füssen verständigen (der Google Translator tuts aber auch). Wir hatten eigentlich erwartet, dass wir einfache Englischlektionen mit den Schülern durchführen müssen. Teilweise stimmt das auch, aber wenn nicht Englisch im Stundenplan steht sondern Biologie, dann wird auch Biologie unterrichtet – einfach auf Englisch. Wir standen also vor etwa zwölfjährigen Kindern und erzählten ihnen von den Funktionen der menschlichen Lunge, Herz und anderen Organen. Dass Wörter wie “gall bladder” oder “blood flow” bei den Kindern hängen geblieben sind, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall schrieben die meisten fleissig mit. Am besten gefällt es mir, mit den kleineren Kindern Zeit zu verbringen. Sorry, aber die sind einfach uhuere herzig. Und so leicht zu begeistern. Von ein paar kleinen Zaubertricks waren sie genau so fasziniert wie vom “Daumenjudo”, das ich ihnen beibrachte. Ich musste es dann auch etwa zwei Stunden lang mit ihnen spielen.

Neben dem Unterrichten in der Schule bleibt aber auch noch genügend Zeit für Ausflüge. So nahm uns unser Guide Tui am Dienstag Nachmittag nach Wat Muang mit, einer Tempelanlage in der Nähe von Angthong. Die eigentliche Attraktion dort ist die grösste Buddhafigur Thailands: Mit seinen 92 Metern überragt die gesamte umliegende Landschaft und ist schon von weit her zu sehen. Wir waren alle sehr beeindruckt und überwältigt. Die Hingabe der Thai an ihren Gott ist wirklich grenzenlos. Die Häuser in denen sie leben, sind äusserst einfach, die Tempel hingegen prunkvoll bis zum Gehtnichtmehr. Das ist vor allem verwunderlich, wenn man bedenkt, dass praktisch alle Tempel in Thailand(und ausserdem auch der Buddha in Wat Muang) mit Spendengeldern aus der Bevölkerung realisiert werden.

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Von links nach rechts: Ich, Ellis, Elle, Tui (unser Guide), Charlie und Jodie

So, für heute habe ich genug geschrieben. Ich werde mich aber bald wieder melden.

Und jetzt vor allem: Hopp Schwiiz!

Jonas